Ausgewählte Ergebnisse der Befragungen bei Eintracht Frankfurt, OFC und dem FSV Frankfurt

1) Geschlechterverteilung



Traditionell gehört Fußball zur Alltagskultur der Männer. Dies gilt nicht nur für das aktive Spielen, sondern auch für das Unterhaltungsereignis im Stadion. Unsere Datenerhebungen bei den Spielen der drei lokalen Profimannschaften in den drei Profiligen zeigen, dass dies nach wie vor zutrifft. Aufgrund weiterer Recherchen gehen wir allerdings davon aus, dass der Anteil der Frauen am Stadionpublikum zugenommen hat. Diese Entwicklung wirkt sich auf die Stadionkultur aus.


2) Beziehung zum Verein



Über zwei Drittel der Stadionzuschauer definieren sich als Fan oder sind Mitglied in einem Fanclub. Diese Gruppe zeichnet eine starke emotionale Bindung an ihren Verein aus. Die Ultras bilden eine eigene jugendliche Fangruppierung. In ihrer Einstellung und in ihrem Verhalten unterscheiden sie sich wesentlich von den übrigen Stadionbesuchern. Der Sympathisant ist ein Zuschauertypus mit schwacher Bindung an den Verein und meistens einer kurzen Vereinssozialisation. Er ist kaum bei Auswärtsspielen dabei und trägt seltener Fanbekleidung.


3) Altersverteilung



Das Spielerlebnis im Stadion hat vor allem auf Jugendliche und junge Erwachsene einen hohen Anreiz. Diese Altersgruppenangehörigen befinden sich entweder im Ausbildungsstadium oder am Anfang bzw. in der Mitte ihrer Berufskarriere. Sie sind besonders aktiv und gegenüber Neuerungen aufgeschlossen. Es sind vor allem Jugendliche und jüngere Männer, die in Freundesgruppen den Spielbesuch als ein Gemeinschaftserlebnis gestalten und mit ihrem Lebensgefühl die Stadionkultur prägen.


4) Sicherheitsgefühl



Wer die Bundesligaspiele nur in den Medien verfolgt, den dürfte nach den Dramatisierungen über Gewalttätigkeiten im Stadion, überraschen wie gering die Bedenken oder Ängste der Stadionzuschauer sind. Für eine erstaunlich große Mehrheit, der von uns befragten Zuschauer, ist das Stadion kein Gefahrenort und sie fühlen sich sicher. Verständlich wird dies bei genauerer Betrachtung der Stadionzuschauer. Die große Mehrheit der Zuschauer sind sozialisierte Kenner der Stadionkultur. Sie kennen die Örtlichkeit, die Abläufe und können die Rituale der rivalisierenden Gruppen interpretieren. Sie können daher intuitiv ihr Verhalten den unterschiedlichen Situationen anpassen. Weniger als 1% fühlen sich in den Stadien öfter gefährdet.

Wer im Großraum Frankfurt-Offenbach lebt und ihn kennt, dem dürften sicher andere öffentliche Orte, Veranstaltungen und Situationen mit größerem Gefährdungspotential einfallen.


5) Fußballerfahrung



Für die Zuschauerrolle ist es nicht unerheblich, ob jemand Fußball gespielt hat oder nicht und ob er auch noch den Spielbetrieb einer Vereinsmannschaft als Spieler erlebt (hat). Durch seine Spielersozialisation und Aktivität besitzt der Vereinsspieler ein wesentlich differenzierteres Expertenwissen als der Besucher, der Fußball nur aus der Zuschauerperspektive kennt.


5) Dauerkartenbesitz


Dauerkartenbesitzer haben eine längere sowie enge Vereinsbindung und sie definieren sich als Fan oder sind Mitglied in einem Fanclub. Sie sind auch die Gruppe mit dem höchsten Anteil an Fans, die bei Auswärtsspielen dabei sind. Eine Dauerkarte bedeutet eine gewisse Investition, da sie teilweise mehrere hundert Euro kostet. Sie sichert aber auch bei hoher Nachfrage einen Platz im Stadion.

Der Anteil der Dauerkartenbesitzer ist bei den untersuchten Zuschauergemeinden recht unterschiedlich.


6) Internet als Informationsquelle



Als meist genannte Informationsquelle hat das Internet inzwischen die Tageszeitung in ihrer Bedeutung für die Information der Zuschauer abgelöst. Es sind vor allem die jüngeren Generationen, die die elektronischen Medien nutzen. Sie bieten auch die Möglichkeit über die Foren selbst informierend und kommentierend an der Fußball-kommunikation teilzunehmen. Die hohe Informationsmenge und Aktualitätsfrequenz im Internet führen zu einer Entwertung der Einzelmeldung und zu einem Dramatisierungsstress. Um auf dem Laufenden zu sein, muss der Nutzer ständig online sein. Dies wird mit einer Banalisierung des Informationsgehaltes erkauft.